Auf Hassparolen reagieren - Aber wie?"
14. Mrz 2019
Der Referent Achim Bröhenhorst vom Niedersächsischen Präventionsrat wählte als Einstieg in die Veranstaltung eine Sequenz aus der Satiresendung „Extra 3“. Gezeigt wurde, wie der Reporter Michel Abdollahi auf der Straße den Vielfalts-Check machte: Er fragte Passanten, ob etwa Schwule, Lesben, Muslime, Veganer oder Heterosexuelle ein Gewinn für die Gesellschaft seien. Wären die Reaktionen der Angesprochenen nicht so stark mit Stereotypen und Vorurteilen durchsetzt, wären sie fast schon lustig.
Im weiteren Verlauf wurde erläutert was Hass- und Stammtischparolen sind und wie sie wirken. Zusammengefasst kann man es so beschreiben: Stammtischparolen sind schlagwortartige, rassistisch aufgeladene, fremden- und demokratiefeindliche, ultimative Sprüche, die plötzlich und überraschend kommen, die viele Menschen verblüffen und in eine schockstarre versetzen. Ein wesentliches Merkmal der Parolen ist die rigorose Unterscheidung in das verallgemeinernde WIR und DIE anderen. Es sind die Islamisten, es sind die Fremden, es sind die Ausländer, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen. Es geht als Reaktion darauf erstmal das „die“ und das „wir“ aufzulösen. Nachfragen, nachhaken, konkret werden, Widersprüche aufzudecken. Und sich selbst dabei zu stabilisieren als jemanden, der einen Widerspruch und eine Gegenrede anlegt.
Wichtig ist es auch das Schwadronieren zu unterbinden. Also das schnelle Springen von einer Parole zur nächsten. Man muss sie immer zwingen beim Thema zu bleiben. Und man muss vor allen Dingen versuchen diejenigen, die dabei sitzen, die Mithörer, die Zauderer, die Unentschlossenen mit hineinzuziehen. Und das ist mit das entscheidende. Es geht weniger darum, die Sprüche /Parolen mit Sachinformationen auszuhebeln, sondern Sicherheit in der Widerspruchshaltung zu fördern. Eine Haltung die besagt: Nein wir wollen die Bundesrepublik nicht denen überlassen, wir wollen unsere Gesellschaft verteidigen als einen demokratischen und pluralen Ort.
Schwieriger wird es die jetzigen rechtsextremen, rechtskonservativen und rechtspopulistischen Botschaften zu entschlüsseln. Es ist ein Klischee zu glauben, dass der Rechte der klassische Skinhead oder Springerstiefelträger ist. Es gibt mittlerweile sehr viele versteckte Einflugschneisen des Rechtsextremismus in den Alltagdiskurs. Es wird nicht mehr unverhohlen nazistisch und rassistisch argumentiert, sondern kulturrelativierend. Z.B: “Deren Kultur ist nicht passend für uns. Wir tuen ihnen nichts Gutes, wenn sie hier leben. Am besten ist es wir führen sie wieder zurück.“ Hier gilt es sensibel für solche Entwicklungen zu sein.
Wichtig ist es die Situation genau zu interpretieren, in welcher die Parolen fallen. Ist es in der Öffentlichkeit, privates Umfeld, Beruf? Ist es ein Zwiegespräch oder findet es in deiner Gruppe statt? Wie ist der/die „Parolendrescherin“ einzuschätzen, ein rhetorisch geschulter Aktivist, ein Überzeugter oder ein Unentschlossener? Was ist mein Ziel, wenn ich agiere?
Zu diesen und weiteren Fragen wurden unter dem Stichwort „best practice“ Reaktionen und Haltungen diskutiert.
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Mit einer Teilnehmerzahl von 37 Personen hatte der Workshop
einen größeren Zuspruch gefunden, als bei den Planungen erhofft.
Auch deshalb wird pax christi weiterhin an diesem Thema dranbleiben und Workshops anbieten. Fragen Sie im pax christi-Büro nach den Möglichkeiten.
